GESCHICHTE DES HAUSES
… einem der ältesten Aachener Bürgerhäuser …
Der Büchel liegt an der Begrenzung des „Krämviertels“, des Kaufmannsviertels, das von der Krämerstraße bis zum Büchel und vom Hof bis zum Marktplatz ging. Dieses Viertel gilt als ältestes in Aachen. Die Bebauung geht bis auf die Karolingerzeit zurück. Das Haus Büchel 14 trägt den mittelalterlichen Hausnamen „Rote Burg“. Der Gewölbekeller des Hauses geht in fast unbeschadeten Zustand auf das Jahr der Erbauung der Roten Burg 1450 zurück.
Im Grafschaftsbuch von 1660 heißt es: Item Gerart Stats huis genannt Rotenburch, und in der Überschrift des Buches wird es Roborch, die rote Burg genannt. Vor dem großen Brand von Aachen im Jahre 1656 ging das Gelände des Hauses bis zum Hühnermarkt (Rommelsgasse).
Die ersten Besitzer des Hauses Rote Burg waren Mitglieder der Familie von Segraide. Statz (Eustachuis) von Segraide war wohlhabender Kaufmann in Aachen. Von 1410 bis 1441 wird er als Schösse verzeichnet. Er heiratete Titzel von Hochkirchen am 20. Oktober 1405. Aus der Ehe sind sechs Kinder bekannt. Sein Sohn Peter von Segraide erbte das Haus am Büchel 12. Er war ebenfalls Schöffe und als solcher von 1460 bis 1483 geführt. Sein Bruder Gerhard von Segraide lebte im Nachbarhaus Büchel 14 und erbte dieses Haus. Gerhard war Ratsherr und von 1454 bis 1469 Schöffe in Aachen. Seine Gattin hieß Aleidis.
In den Realisationsprotokollen von 1660 wird hier das rückwärtig abgetrennte Grundstück dass gulden Rhatt in der Rommelsgasse 4 von dem damaligen Besitzer Dr. Arnold Coirman verkauft.
Am 22. April 1665 brannte auch das Gebäude Büchel 14 mit seinem Holzfachwerk bis auf die Bodenplatte über den steinernen Gewölbekeller völlig ab. Der Gewölbekeller blieb durch seine dicken Fundamente und Deckenmauerung fast unversehrt. Auch den 2. Weltkrieg überlebte der Keller ohne große Schäden. Das Gewölbe hat im Scheitel eine Höhe von 3,50 Metern. In frühen Zeiten war der Gewölbekeller unter dem Hof durch eine Wendeltreppe (hölzerne Wendelstiege) vom Erdgeschoss im überbauten Hofbereich zu erreichen. Die kreisrunde Öffnung ist noch heute in der Decke des Kellergewölbes zu sehen. Später wurde im hintersten Bereich des Hofes eine schmale Treppe mit Absatz in den Keller gebaut. Im Kellergewölbe befand sich ein Fluchtweg in den Keller des Nachbarhauses (Körbergasse 4), der im Brandfall geöffnet werden konnte. Eine Nische im Kellergewölbe in Art eines Fensters weist noch auf diesen Notausgang hin.
Noch 1669 war der Bauplatz noch nicht wieder aufgebaut. Dr. Coirman verkaufte am 19. September 1671 das Grundstück mit dem Keller an den Kupfermeister und Ratsherren Folquin Fibus, der auch das anschließende Nachbarhaus besaß. Dieser baute das Haus 2-Geschossig noch im Jahr 1671/72 als Stein-Fachwerkhaus wieder auf. Die äußere Fassade geht noch heute auf diesen Zustand zurück. Seine Tochter verkaufte die Rote Burg am 28. April 1685 an den städtischen Werkmeister Mathias Decker. Das Haus blieb bis 1785 im Besitz der Familie Decker.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts ist dann Mathias Esser im Besitz des Hauses, wo er 1785 bis 1789 genannt wird. 1812 wohnte Heinrich Thewissen in der Roten Burg und hatte dort einen Laden mit Colonial- und Ölwaren. 1902 wat der Colonialwarenladen noch immer im Haus.
Die Aufteilung des Hauses wurde im Erdgeschoss mehrfach umgebaut. Es besteht aus einem Erdgeschoss, das im 19. Jahrhundert in einen Laden umgebaut wurde, einem Zwischengeschoss, das 1988/89 in Folge einer grundlegenden Sanierung des Hauses entfernt wurde und zu einem sehr hohen Eingangsraum umgestaltet wurde, dem hohen ersten und dem niedrigen zweiten Obergeschoss. Dieses zweite Geschoss scheint im 19. Jahrhundert in gleichen Stil des darunter liegenden alten Steinfachwerks ergänzt worden zu sein.
Die ganze Front des Hauses ist in Fenster aufgelöst, die nur durch die Gewändepfeiler getrennt sind. Gewände und Profile sind in Blaustein errichtet, so dass nur die Brüstungsfelder, ein seitlicher Streifen und der Drempel in Backstein ausgeführt worden sind. 1949 gehörte das Anwesen Anna Essers, die in der Roten Burg einen Kolonialwarenhandel hatte.
Am 3. Mai 1983 wird ein Bauantrag zur Überbauung des Hofes im Erdgeschoss und Ausbau des Kellergewölbes unterhalb des Hofes gestellt:
„Das Haus ist mit einem Tonnengewölbe unterkellert, ein zweites großes Tonnengewölbe befindet sich unter fast dem ganzen Hof. Dieser war vor dem (ll. Welt)-Krieg fast ganz überbaut; die Gebäude existieren nicht mehr. Der derzeitige Besitzer möchte den Hof eingeschossig überbauen, auch als Schutz des Gewölbes und der Treppe. Die angeführten Baumaßnahmen sollen den Bestand des alten, erhaltungswerten Kellergewölbes sichern und die Räume einer angemessenen Nutzung zuführen“
Das Kellergeschoss sollte schon seit 1983 einbezogen werden. Dies geschah aber erst durch den nächsten Pächter ab September 1993.
Ab 20. Juli 1997 wurden die Räume als Gaststätte und als Piano- und Tanzbar genutzt. Nach einer Nutzungsänderung am 03. September 2005 mit Modernisierung des Gastronomiebetriebes werden die beiden Lokale zu seiner Speisegaststätte im Erdgeschoss und Untergeschoss umgebaut.
Am 27. März 2018 erfolgte die derzeitige Nutzungsänderung von einer Gäststätte in Ausstellungsräume für ein Museum für Grafik und Kunst des 19. Jahrhunderts bis in die Moderne. Es wurden keine baulichen Veränderungen vorgenommen. Lediglich der Küchenbereich des Restaurants wurde zu Ausstellungszwecken umgebaut. Der Holzboden im Erdgeschoss wurde restauriert und der Boden im Kellergeschoss mit handgebrannten Tonziegeln wurde aufwändig gereinigt. Die Fassade im Erdgeschoss soll ebenfalls restauriert werden.